Die meisten Hemänner leben im Wald. Dort verstecken sie sich und lauern den Wandersleuten auf, um sie zu ärgern. Sie sind nämlich schalkhafte Wesen, die ihre Freude am Schaden der Leute finden. Deswegen necken, erschrecken und ärgern sie auch, wo sie nur können. Um dich vor ihnen zu schützen, bleibt dir nur ein Weg: Du musst in einen Teich springen, oder über einen Fluss hüpfen. Denn vor Wasser hat der Hemann bekanntlich Angst.
Über das Aussehen der Hemänner wird verschiedenes berichtet, mal sind sie ganz in schwarz, und mal ganz in grau gekleidet. Mal sind sie so klein, dass sie den Wandersleuten heimlich auf den Rücken springen, um sich von ihnen bis ins nächste Dorf tragen zu lassen. Und mal sind sie baumlang und so riesig, dass sie die Leute schon mit ihrer Größe bis ins Mark erschrecken.
Wenn man möchte, dann kann man sie auch hervorlocken. Dazu muss man laut im Wald “He-he! Hu-hu!” rufen, dann kommt der Hemann aus seinem Versteck. Aber Vorsicht, denn er hat nichts als Unheil im Sinn!
In den vielen verschiedenen Sagen des Erzgebirges werden die Wassernixen oft ganz unterschiedlich dargestellt. Mal leben sie versteckt und man sieht sie nur, wenn sie am Ufer sitzen, um ihre Kleider zu flicken, oder ihre Wäsche zu trocknen. Mal sind sie aber auch in der ganzen Gegend berühmt und berüchtigt, und dabei so gefürchtet, dass die Menschen ihnen Essen oder gar lebende Tiere opfern. Der männliche Nix wird oft als wilde, furchteinflößende Gestalt beschrieben, mit struppigen Haaren und zerrissener Kleidung. Dann tritt er als Bösewicht auf und ärgert die Menschen, die ihm zu nahe kommen. Besonders empfindlich ist er, wenn sich jemand über ihn und sein verlottertes Aussehen lustig macht. Dann versucht er denjenigen zu packen und unter Wasser zu ziehen.
Aber die Nixe sind nicht immer nur böse, oder den Menschen feindlich gesinnt. Oft helfen sie auch, und ziehen dann zum Beispiel einen festgefahrenen Wagen aus dem Matsch, oder benutzen ihre magischen Fähigkeiten, um jemanden zu belohnen.
Ab und an ist ihnen auch einfach nach menschlicher Gesellschaft. Dann mischen sie sich zum Beispiel beim Dorffest unter das Volk und tanzen und lachen mit den Menschen, so wie die zwei Töchter des Nix vom Rabenauer Grund. Diese weiblichen Nixe, Wasserfrauen oder auch mal Seebergjungfern genannt, werden häufig als sehr schön beschrieben, betören die Menschen, und verraten ihnen Geheimnisse.
Einen schlimmen Alptraum hatte wahrscheinlich jeder schon einmal. Laut der alten Sagen des Erzgebirges, kommt das daher, dass nachts ein dämonisches Wesen durchs Schlüsselloch ins Zimmer drängt. Dort legt es sich auf die Brust der schlafenden Menschen, so schwer, dass sie sich nicht rühren können. Dieses Wesen ist der Alp (oder Alb) und er ist es, der uns die schlimmen Träume bringt. Zum Glück liefern die alten Sagen auch gleich eine Antwort auf die Frage, wie man die Alpträume wieder loswird: Denn möchte man, dass der Alp verschwindet, so muss man ihn bloß für den nächsten Tag zum Frühstück einladen.
Die Irrlichter sind, wie ihr Name schon sagt, Lichter, die dafür bekannt sind Menschen in die Irre zu führen. Mal sind sie nur so klein, wie ein Glühwürmchen, mal so groß und blendend, wie ein Autoscheinwerfer. Sie tauchen natürlich nachts auf und am liebsten dort, wo es besonders dunkel ist.
Mit ihrem betörenden Lichtschein bringen sie die Menschen dazu, sich hoffnungslos zu verirren. Selbst, wenn jemand den Weg gut kennt, läuft er dann in der Dunkelheit in die falsche Richtung los: Immer den schimmernden Irrlichtern nach! Besonders gefährlich kann es werden, wenn man so in einen dichten Wald hineingelockt wird, oder noch schlimmer, in einen Tümpel oder ein Moor.
Moosmännchen sind kleine Wesen, die im Wald ein ruhiges Leben führen. Sie halten sich die meiste Zeit verborgen und werden auch nur selten entdeckt. Das liegt vor allem daran, dass man sie nur aus den Augenwinkeln sehen kann, denn wenn man sie direkt anschaut, sind sie unsichtbar. Aber auch aus den Augenwinkeln sind sie auf dem Waldboden nur schwer auszumachen, denn ihre Haut ist überall mit Moos bewachsen.
Obwohl sich die Moosmännchen die meiste Zeit verborgen halten, begegnen sie doch ab und zu im Wald einem Menschen, und finden dann ihre helle Freude daran, diesen zu necken und zu ärgern.
Besonders in den Regionen des Erzgebirges, in denen viel Bergbau betrieben wurde, erzählte man sich zahllose Geschichten über Berggeister. Diese Berggeister unterscheiden sich, je nach Erzählung, ganz beachtlich und ihr Auftauchen ist mal ein böses Omen, mal ein glückliches Zeichen für einen guten, künftigen Anbruch. Oft sind sie gefährlich, aber genauso oft sind sie den Menschen wohlgesonnen. Dabei sehen sie immer verschieden aus, kommen zum Beispiel als grauer Mann mit grauer Kutte daher, oder als kleiner Mann mit braunem Kittel. Sie sind dick und mit Gold und Silber behangen, oder sie tragen einen langen silberweißen Bart. Sie treten in der Gestalt eines Pferdes, eines Wolfes, oder eines Fuchses auf, manchmal auch in der eines Mönches. Sie sehen aus wie eine Jungfrau oder wie ein Mann mit einem Grubenlicht und manchmal, da sind sie auch bloß ein riesiges Gesicht in der Felswand.
All diese verschiedenen Berggeister können in den erzgebirgischen Berggängen und -schächten angetroffen werden. Dort kündigen sie ihr Kommen meist mit Klopfen oder Hämmern an, manchmal auch mit einem hellen Licht. Sie sind geheimnisvolle Wesen und haben ihren ganz eigenen Willen. Von manchen wird vermutet, dass sie früher mal Bergleute waren, die nach ihrem Tod zu Geistern geworden sind. Oftmals tauchen sie auf, um einem braven und ehrlichen Menschen zu helfen. Dann zeigen sie ihm einen geheimen Schatz im Berg, oder eine versteckte Silberader. Genauso oft wollen sie die schlechten und gierigen Menschen bestrafen, wenn diese zum Beispiel lügen, oder klauen. Auch wenn der Bergbau zu maßlos betrieben wird, kommen sie um abzustrafen und bringen zum Beispiel die Stollen zum Einsturz. Manchmal kommen sie auch nur, um Essen oder dergleichen zu verlangen, und lassen die Menschen danach wieder in Frieden weiterarbeiten.
Die Holzweibchen (auch Waldweibchen, Moosweibchen oder Buschweibchen genannt) sind wilde Wesen, die im Wald leben. Sie kennen sich hervorragend mit Heilpflanzen und überhaupt dem ganzen Wald aus. Manchmal kommen sie in die Dörfer, um einen wertvollen Stein, oder eine seltene Pflanze gegen etwas zu Essen tauschen. Dann helfen sie den Menschen bei der häuslichen Arbeit, hüten die Tiere oder passen auf die Kinder auf. Überhaupt sind sie freundliche kleine Wesen, auch wenn sie den Menschen manchmal den einen oder anderen Streich spielen.
Leider haben sie es nicht immer leicht, denn sie werden von einem wilden Jäger gejagt und manchmal sogar verzaubert. Dann müssen sie von den Menschen erlöst werden, aber auch die sind ihnen nicht immer wohlgesonnen. Wegen all diesen Schwierigkeiten, sind die Waldweibchen schließlich aus dem Erzgebirge fortgegangen. Das taten sie, als die Brote im Ofen und die Knödel im Topf gezählt wurden. Denn da waren ihnen die Menschen zu geizig geworden.
In vielen alten Sagen und Märchen tauchen Zwerge auf, und auch im Erzgebirge hat es sie gegeben. Dabei ist eins natürlich klar: Zwerge sind klein. Wie klein genau, darin unterscheiden sich die Erzählungen. Mal wird gesagt, sie seien zwei Fuß lang, mal eine Elle lang, oder mal so groß, wie ein zwei- bis dreijähriges Kind. Dabei tragen sie manchmal, aber nicht immer, die bunten Röcke und spitzen Hüte, die man von den Gartenzwergen kennt.
Zwerge sind Bergwesen und leben in Schluchten oder schönen ausgemeißelten Höhlen. Sie haben nicht nur besonders gute Kenntnisse über die Berge und können Erze schmieden, sondern sind auch bekannt für ihre leckeren Kuchen und ihr Wissen über die Heilpflanzen des Erzgebirges. Dieses Wissen geben sie auch an die Menschen weiter (zum Beispiel Bärwurz und Baldrian gegen die Pest), denn sie sind ihnen wohlgesonnen. Oft kommen sie um zu helfen, und erledigen zum Beispiel nachts die Aufgaben, die die Menschen tagsüber nicht fertig bekommen haben. Leider sind die Menschen im Gegenzug nicht immer freundlich zu den Zwergen. Stattdessen haben sie den Bergbau unbarmherzig voran getrieben, und wollten ihren Reichtum mit den Zwergen nicht teilen. So wurden die Zwerge aus dem Erzgebirge fortgejagt, und sind seitdem nicht zurückgekehrt.